Oft werden wir gefragt: Warum hat meine Katze denn so schlechte Zähne? Woher kommt das? Was kann ich dagegen tun? Und warum frisst sie dann noch so gut?
Wir beginnen am besten ganz von vorn: Ein junges Kätzchen bekommt seine ersten Zähne im Alter von 2 bis 3 Wochen. Bereits 3 Monate später werden die 26 Milchzähne nach und nach durch die bleibenden Zähne ersetzt. Im Alter von 6 Monaten ist der Zahnwechsel abgeschlossen. Die erwachsene Katze hat 30 bleibende Zähne. Aber schon beim Zahnwechsel kann es zu Problemen kommen. Wenn die bleibenden Zähne sich an den Milchzähnen vorbei schieben und diese nicht rausdrängen, können Zahnschmelz und Zahnwurzel des bleibenden Zahnes beschädigt werden. Zusätzlich setzen sich zwischen die nun eng aneinander liegenden Zähnen Futterreste, von denen sich Bakterien ernähren und sich vermehren können. Deswegen ist es auch bei jungen Katzen wichtig regelmäßig die Zähne zu kontrollieren. Ein weiterer schöner Nebeneffekt ist, dass die Katzen sich die Zahnkontrolle auch im Alter besser gefallen lassen. Als Belohnung gibt es natürlich immer ein tolles Leckerchen.
Im weiteren Verlauf eines Katzenlebens sind die Zähne vielem ausgesetzt. Sie dienen als Waffe bei Revierkämpfen oder beim Fangen von Mäusen, Vögeln oder Spielzeug und als Besteck beim Fressen. Am häufigsten bedroht sind die Zähne durch Zahnbeläge (Plaque). Die Zahnbeläge lagern mit der Zeit Mineralstoffe ein. So entsteht zunächst an den Außenflächen der Fang- und Backenzähne fester ockerfarbener bis braungrauer Zahnstein. Durch die Bakterien in der Plaque und im Zahnstein entzündet sich das Zahnfleisch, was durch eine schmale aber deutliche Rötung am Zahnfleischsaum (Gingivitis) und durch starken Mundgeruch auffällt. Die Zahnfleischentzündung kann weiter fortschreiten bis schließlich der gesamte Zahnhalte-Apparat betroffen ist. Durch die Parodontitis können sich die Zähne lockern und „fallen“ aus. Aus“fallen“ ist also nicht der richtige Begriff, es sollte heißen „sie faulen raus“, wobei ganz am Anfang die Plaque steht. Diese Zahnbeläge entstehen durch Futterablagerungen auf den Zähnen. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Zähnen und nicht mit Futter, deshalb nur ein kurzer Ausflug: Jedes Futter hat seine Vor- und Nachteile. Durch BARF können, wenn es perfekt auf das Tier abgestimmt ist, die Zähne durch das Zerkauen von Knochen gereinigt werden. Dabei ist auf die Größe der Knochen zu achten. Sie sollen nicht einfach runtergeschluckt werden können und dürfen sich nicht in dem Maul verkeilen. Durch Nassfutter wird die Wasseraufnahme der Katze gesteigert, dieses ist zwar gut für die Nieren, jedoch klebt besonders Nassfutter sehr an den Zähnen und fördert die Bildung von Plaque. Aber auch das Trockenfutter wird oft nicht gekaut, sondern nur herunter geschluckt. Aus diesem Grund haben manche Firmen extra große Pellets entwickelt, die zerkaut werden müssen. Diese fallen sie nicht einfach auseinander und krümeln, sondern umgeben den kompletten Zahn, bevor sie auseinander brechen, wodurch die Zahnoberfläche gereinigt wird.
Die beste Prophylaxe um Zahnstein vorzubeugen, wenden wir jedoch auch bei uns selber an: Zähne putzen! Das sollte man am besten schon von klein auf mit der Katze trainieren. Anbei befindet sich ein ein Merkblatt der Initiative Zahngesundheit zum Zähneputzen bei Katzen. Bei Hunden haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie sich viel geduldiger die Zähne putzen lassen, wenn man ihnen die Schnauze dabei vorsichtig zuhält und 2-3 Mal rechts und 2-3 Mal links putzt, da die Hunde sonst nur auf der Zahnbürste herum beißen. Die Innenflächen, sowie die Incicivi (Schneidezähne) sind dabei irrelevant, da Hunde und Katzen ein Scherengebiss haben. Das Scherengebiss ist darauf ausgelegt kleine Stücke abzureißen und herunterzuschlucken und nicht wie beim Menschen zu kauen.
Das Zähne putzen hat noch einen weiteren Vorteil: Man kontrolliert automatisch regelmäßig das Gebiss des Tieres. Denn auch, wenn man täglich die Zähne der Katze putzt und kein Zahnstein zu sehen ist, kann trotzdem das Zahnfleisch entzündet sein. Meistens steckt dann dahinter eine Virusinfektion. Herpesviren, Chlamydien, Mycoplasmen und/oder Caliciviren können mit einem einfachen Test im Labor festgestellt werden, jedoch sehr schlecht behandelt werden. Oft bleibt als einzige Lösung nur das Ziehen aller Zähne sowie lebenslange Gabe von Entzündungshemmern. Die Entzündungshemmer lindern den Schmerz, den die Katze durch die Zahnfleischentzündungen hat und weshalb sie oft das Fressen einstellen. Setzen sich auf das angegriffene Gewebe dann auch noch Bakterien, ist dazu noch eine Antibiotikum-Gabe nötig. Doch warum alle Zähne ziehen? Die Viren greifen genau da an, wo es am einfachsten ist: am Übergang vom Zahn in das Zahnfleisch und somit in den Körper. Viele Katzen haben durch das Ziehen der Zähne eine deutliche Linderung der Schmerzen und fangen oft schon kurz nach dem Eingriff wieder an zu fressen. Viele Besitzer haben auch über eine deutliche Verbesserung des Allgemeinbefindes, wie häufigeres Spielen oder mehr Kontakt mit den Artgenossen berichtet. Oft werden diese Signale übersehen, oder als „sie ist halt älter geworden und mag das nicht mehr so“ kommentiert.
Womit wir bei der letzten Frage wären: Warum fressen Katzen, obwohl sie faulende Zähne haben? Die Antwort ist so einfach wie logisch: Weil Sie überleben wollen! Wer sich in der Natur krank oder schwach zeigt, wird aussortiert. Außerdem müssen unsere Hauskatzen durch die Fertigfutter nicht kauen. Schmerzhaft ist also nur die Zahnfleischentzündung, die wackelnden Zähne werden nicht weiter beansprucht, da das Futter nur heruntergeschluckt wird.
Ist das Kind nun in den Brunnen gefallen und die Zähne müssen gereinigt oder sogar gezogen werden, ist es sinnvoll das Fütterungsverhalten zu ändern. Denn kann man nicht Zähne putzen oder die Katze dazu bringen ein Futter zu fressen, dass die Zahnablagerungen entfernt, dann sehen die noch vorhandenen Zähne leider in relativ kurzer Zeit wieder so schlecht aus wie vor der professionellen Zahnreinigung.
Wir hoffen, dass wir nun ein bisschen Licht ins Dunkel bringen konnten. Wenn Sie noch Fragen zu dem Thema haben, melden Sie sich gerne bei uns!
Ihr Praxisteam
Neueste Kommentare